Politik braucht Frauen-Girls`Day 2019 in Brüssel

Im Januar 2019 feierten wir das hundertjährige Frauenwahlrecht, dennoch sind immer noch viel weniger Frauen als Männer  in der Politik aktiv. Im Rahmen des Girls`Day laden die fünf  Europaabgeordneten der SPD aus NRW jedes Jahr im April drei junge Frauen im Alter von 16 bis 18 Jahren ein, ihre Arbeit in Brüssel kennenzulernen.

Ich hatte mich bei Arndt Kohn beworben, dem Abgeordneten der Region Aachen/Köln, und  wurde zusammen mit zwei anderen Bewerberinnen ausgewählt. Organisiert und begleitet wurde das eigens für uns zusammengestellte, abwechslungsreiche und informative dreitägige Programm (3. bis 5. April 2019) vom  Heinz-Kühn Bildungswerk. Los ging es am Mittwochmorgen mit dem Zug von Köln aus, wo ich auf dem Bahnsteig auch die anderen Teilnehmerinnen zum ersten Mal sah. In Brüssel trafen wir dann mit einer kleinen Verspätung ein. Zunächst fuhren wir alle zum Hotel, bezogen unsere Zimmer und trafen uns kurze Zeit später zu einem Workshop zum Thema„#MeToo, Equal Pay Day und Feminismus – Was ist das eigentlich alles?“. Dieser verlief kurzweilig und war dadurch sehr interessant, dass wir alle uns noch nicht kannten und so die verschiedensten Meinungen, die im Endeffekt ähnlicher waren als zunächst vermutet, aufeinander stießen. Am Abend folgte dann das Abendessen mit den Abgeordneten in einem Restaurant, die Stimmung war ausgelassen und entspannt. Bei italienischem Essen ergaben sich die ersten Diskussionen über die verschiedensten politischen Themen, das Leben der Abgeordneten und Frauen in der Politik. Nach einem wirklich spannenden, aber auch anstrengenden Tag gingen wir früh ins Bett.

Am nächsten Morgen ging es früh los mit dem Frühstück, denn danach machten wir uns auf, um zum Europäischen Parlament zu gehen. Ich war sehr gespannt, wie dies ablaufen würde, die Chance der Politik so nah zu kommen, bekommt man schließlich nicht jeden Tag. Nachdem wir die Einlasskontrollen passiert hatten, stand zunächst ein kleiner Fototermin an, der unseren Besuch dokumentieren sollte. Man vermutet es vielleicht nicht, aber viele der Abgeordneten sind sehr aktiv auf jeglichen Social Media Seiten. Im Anschluss hatten wir die Möglichkeit in Kleingruppen mit einem Abgeordneten über ein bestimmtes Thema zu diskutieren, ich entschied mich für das Thema Brexit. Diese Diskussion war sehr interessant und brachte Klarheit darüber, wie die schwierige Lage derzeit aussieht und was aus europäischer Sicht zu tun ist. Danach war es schon fast so weit, dass wir uns von den Abgeordneten verabschieden mussten, denn diese mussten los zu einer wichtigen Sitzung. Während sie also über Gesetze, die unser aller Leben entscheiden, sprachen, bekamen wir eine Führung durch das Europäische Parlament. Einmal selber als Abgeordneter über Gesetze zu entscheiden war dann bei einem weiteren Programmpunkt möglich, einem Planspiel im „Parlamentarium.“ Hierbei wurde uns allen bewusst, wie kompliziert dies eigentlich ist. Eine Einigung der verschiedenen Parteien kann nicht innerhalb weniger Stunden getroffen werden. Um aber auch die wunderschöne Stadt Brüssel kennenzulernen, hatten wir am frühen Donnerstagabend eine Führung auf den Spuren von berühmten Frauen. Unsere Stadtführung wurde geleitet von einer älteren Dame, die uns im Stadtzentrum die verschiedenste Orte zeigte, wo man bekannte Frauen zu sehen bekommen konnte. Das Wetter spielte dabei leider nicht mit und wir freuten uns anschließend alle auf das gemeinsame Abendessen.

Der letzte Tag begann dann mit einem Workshop zur Gleichstellungspolitik in der Landesvertretung NRW, welcher sehr spannend und bereichernd war, denn der Austausch mit gleichgesinnten Frauen machte das Ganze sehr erfrischend und motivierte mich nochmal mehr, mich als Frau nicht unterkriegen zu lassen. Was darf in Belgien zum Abschluss nicht fehlen? Genau, man muss einmal echte belgische Pommes gegessen haben, dies machten wir in der bekannten Pommesbude „Maison Antoine“.  Am frühen Nachmittag begann dann unser letzter Programmpunkt, wir hatten eine Führung im Haus der europäischen Geschichte, in welches ich bei meinem nächsten Aufenthalt in Brüssel unbedingt erneut gehen werde, denn in so kurzer Zeit kann man gar nicht alles wahrnehmen. Am frühen Abend fuhren wir dann zurück, zwar waren alle müde, aber dafür auch sehr erfreut, denn auf der Rückfahrt waren die Gespräche unter uns Teilnehmerinnen viel vertrauter als zuvor.

Zusammenfassend hatte ich drei sehr schön Tage, die Abgeordneten sind alle sehr sympathisch und der Kontakt zu den anderen Mädchen hat mich bestärkt, mich weiterhin politisch zu interessieren. Ich bin Arndt Kohn sehr dankbar, dass er mich ausgewählt hat, denn dieser Einblick war einmalig. Ich kann allen nur wärmstens ans Herz legen nächstes Jahr entweder im Internet oder in der Zeitung nachzuschauen, ob es dieses Angebot erneut gibt und euch dann zu bewerben. Es lohnt sich, die Einblicke waren sehr interessant und besonders den Austausch mit den anderen politisch begeisterten Mädels fand ich persönlich schön.